Verleger vs. Google

Die deutschen Verlage schießen sich langsam warm: Google wird von allen Seiten unter Feuer genommen und es geht – wie wäre es anders zu erwarten – um Geld.

Das Online-Geschäft der Verlage sieht derzeit eher mau aus, zumindest im Vergleich zu den Offline-Formaten und im Vergleich mit Google. Der Versuch, Journalismus im Internet nur durch Werbung finanzieren zu wollen scheint nicht aufzugehen, eher gibt es ein Ungleichgewicht: Die Kosten bleiben bei den Verlagen, die Gewinne bei Google.

Ist es allerdings wirklich so einfach? Bei heise.de wurde heute ein interessante Rechnung aufgemacht. Von 2.5 Milliarden Euro die der deutsche Werbmarkt umfasste fließen 1.5 Milliarden an Google, 600 Millionen an die Social Communities, 200 Millionen Euro in den Bereich Affiliate Marketing und die restlichen 200 Millionen Euro an Webseiten mit journalistischen Inhalten. Journalistische Inhalte liegen im Internet also gleichauf mit Affiliate Vermarktung? Kein Wunder, dass die Verlage Sturm laufen gegen diese Abwertung. Haben die Zeitung im Printbereich den Werbemarkt weitgehend in der eigenen Hand scheint der Sprung ins Internet einfach nicht zu funktionieren.

Allerdings scheinen auch schon die Konzepte abenteuerlich. View-Werbung auf Onlineportalen ist kaum noch sinnvoll buchbar denn zu einfach lassen sich Viewzahlen manipulieren und in die Höhe treiben. Dazu gibt es pro Webseite nur wenige gute Plätze die tatsächlich wahrgenommen werden. Performance Werbung (wie von Peter Würtenberger, Chief Marketing Officer bei Axel Springer angepriesen) könnte ein Ausweg sein, setzt allerdings voraus, dass Leute die Zeitung lesen auch etwas kaufen/abschließen wollen. Paid Content als Gegenstück zum Zeitschriftenabo konnte sich nie durchsetzen – wozu auch wenn es die Inhalte in ähnlicher Form im Netz auch kostenlos gibt.

Das Problem der Verlage ist also weniger, dass es Google gibt, sondern das Google ein funktionierendes Geschäftsmodell hat und die Verlage eben nicht. Interessant wird es bei der Frage inwieweit Google auf den Content der Verlage angewiesen ist. Funktioniert Google durch die Verlage oder etwa trotz der Verlage? Was würde passieren wenn der Content einfach mal aus den Suchergebnissen entfernt würde?

Das Ganze ist natürlich sehr spekulativ und eher ein Randschauplatz, erklärt aber an sich recht gut worum es geht: Im Internet zählt im Marketing Performance. Die bringt Google, die Verlage und journalistischen Angebote dagegen nicht. Wahrscheinlich bringen auch die Offline Angebote keine Performance (rein spekulativ) aber dort kann man es kaum nachvollziehen, während im Internet sehr transparent ist welche Werbeseite und welche Werbeform sich gelohnt hat oder nicht. Man könnte sich nun auf Brandingeffekte und ähnliches versteifen, aber Markenawarness und wie die ganzen anderen schönen Buzzwörter heißen sind nur ein Randeffekt oder bestenfalls ein Hilfsmittel wenn man auch gleich messen kann wie oft sich ein Produkt nach einer Werbung direkt bei Spiegel Online verkauft hat.

Die Debatte um Urheberrechte und die Marktausnutzung durch Google in den Zeitungen ist also eher eine Debatte um die Hilflosigkeit der Verlage wenn es darum geht im Internet ihre Inhalte zu vermarkten. Die Offlinekonzepte funktionieren nicht mehr, neue Konzepte sind noch nicht da und Google verdient Milliarden. Kein Wunder also, dass man Google an die Börse will.

Mein kleiner Tipp an die Verlage:

<meta name=“robots“ content=“noindex„>

Einfach in den Head-Bereich der Webseite einfügen und schon hat Google nichts mehr von den journalistischen Angeboten. Mal schauen, wem es mehr schadet …

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