Auf heise.de gibt es aktuell einen schönen Artikel über die Auswirkungen des StopBadware-Systems. Die Heidenheimer Zeitung war am Wochenende aufgefallen, weil über Seiten der Zeitung Malware ausgeliefert wurde. Über den Adserver, der sonst dafür zuständig war, Werbung einzublenden wurden wohl ebenfalls iFrames oder Javascripte ausgeliefert die im schlimmsten Fall hätten Schadsoftware auf den Leser-Rechner installieren können. Google reagierte in dem man die Seiten der Zeitung auf die eigene Badware Liste nahm. Alle Browser die diese Liste abfragten lieferten daraufhin eine Warnmeldung aus.
Interessant ist dabei die Reaktion der Zeitung:
Der Verleger der Zeitung erwägt jedenfalls jetzt Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Doch nicht etwa gegen die Betreiber des Ad-Servers – das wäre der Verlag selber – oder die unbekannten Cracker, sondern gegen Google, als Betreiber der Liste, die die Firefox-Warnung ausgelöst hat
So kann man natürlich auch mit internen Schlampereien umgehen: Die eigene IT macht Fehler und man lässt andere dafür zahlen. Rein theoretisch sollte man bei der Zeitung dankbar dafür sein, dass Kunden vor dem möglichen Schadpotential gewarnt worden sind. Immerhin ist der eingeblendete Warnhinweis kein komplettes Abschalten der Seite sondern nur eine vorgelagerte Warnung das Schadsoftware gefunden wurde. Ein Zugang zur Seite war also nach wie vor möglich – wenn der Leser die Zeitung für relevant genug gehalten hätte um trotz einer möglichen Vireninfektion die Inhalte zu lesen.
Wahrscheinlich hätte man den Kunden, deren Rechner infiziert worden wäre auch kaum Hilfe angeboten und ganz sicher keine finanziellen Ausgleich. Meistens laufen solche Fälle darauf hinaus, dass sich der Nutzer hätte schützen müssen – was angesichts von ungepatchten Lücken beispielsweise im IE (für die erst heute ein Patch kam) eher zynisch wirkt.
Insofern finde ich die Lösung von Google schon recht praktisch: Sie zwingt alle Seitenbetreiber auf ihre Seiten zu achten. Sonst wird die Seite einfach vom Internet „abhängt“ wie der Verleger der hz-online wohl sagen würde.
Gehts noch? Das sollten sich gleich mal ein paar User einfinden die von der Zeitung Schadenersatz verlangen, sollten sie infiziert sein.
Irgendwie will in den letzten Wochen jeder mal Google verklagen. Und eine Klage unsinniger als die andere. Google ist halt auch einfach nur eine Website und kann, sofern das Copyright es zulässt, machen was es will.
Ich denke nicht, dass sie ernsthaft daran denken Google zu verklagen. Wird wohl eher ein kleiner Kniff sein um die Diskussionen in „richtige“ Bahnen zu lenken. Wer diskutiert schon gerne öffentlich über die eigenen Fehler …