Parteien und SEO im Wahljahr 2009

Web 2.0 scheint für die meisten Parteien mittlerweile kein Fremdwort mehr zu sein, fast alle Politiker sind irgendwo auf Youtube unterwegs und gebloggt oder getwittert wird allerorten. Im SEO-Bereich scheint sich dagegen kaum was bewegt zu haben wie eine Studie von Hanns Kronenberg (danke an Patrick) nahezulegen scheint.

Ein Fazit der Studie ist unter anderem:

Insgesamt agieren alle Parteien auf einem sehr niedrigen SEO-Niveau. Hier liegt einem schnell das Sprichwort auf der Zunge, dass unter den Blinden der Einäugige König ist. Bei allen sechs Parteien lässt bereits ein kurzer Blick auf die Website erkennen, dass es keiner Partei gelingt, klassische SEO-Fehler zu vermeiden.

Grund genug für mich die Seiten der Parteien im Wahljahr 2009 einmal genauer unter die SEO-Lupe zu nehmen. Hat man sich fit gemacht für den Wahlkampf im Internet?

1. Brauchen Parteien Suchmaschinenoptimierung?

Parteien wollen natürlich mit ihren Internetauftritten gefunden werden. Allerdings dürfte es dafür wohl weniger Google bedürfen: Wer die Seiten von SPD oder CDU sucht wird sicher die 3 Buchstaben samt .de Endung per Hand eingeben dürfen. Dazu tauchen natürlich alle Parteiseiten direkt an erster Stelle auf, wenn man nach der entsprechenden Partei sucht. An dieser Stelle dürfe eine Optimierung deswegen wenig sinnvoll sein.

Allerdings wollen die Parteien offline wie auch online gerne bestimmte Themen belegen. Das funktioniert offline durch die Zusammenarbeit mit den Medien schon recht gut, im Internet dagegen findet sich in diesem Bereich fast nichts, was auf einen gezielte Arbeit hindeuten würde.

Zum Beispiel wäre es für die Grünen recht sinnvoll beim Thema Atomaustieg (als Keywort) ganz vorne zu stehen. Auf der ersten Seite zu diesem Keywort findet sich aber neben vielen Bookmarkdiensten und der Wikipedia nur das Tagarchiv der neuen Grünen-Community. Ein verschenkter Platz an dem man die eigenen Konzepte den Bürgern hätte näher bringen können.

Ebenso wäre das Keywort Steuerreform (knapp 10.000 Anfragen pro Monat) aktuell perfekt für das Programm der FDP. Doch deren Seite sucht man in den Serps zu diesem Wort vergeblich, hier tummeln sich (neben der Wikipedia) in erster Linie die großen Nachrichtenportale.

Man könnte an dieser Stelle noch weitere Beispiele bringen, ich spare es mir aber da ich denke, das Konzept sollte klar sein: Parteien können auch im Internet Themen belegen und ihren Ideen verbreiten. Das geht in erster Linie über SEO Maßnahmen, also ist SEO für Parteien durchaus sinnvoll und wichtig.

2. Der aktuelle Stand

Betrachtet man sich die reinen Daten sehen die Seiten der Parten gar nicht mal so schlecht aus:

Partei Suchergebnisse Backlinks (Yahoo) Seiten im Index
CDU 19.6 Mio 333.750 12.000
SPD 25.3 Mio 2.15 Mio 24.000
FDP 9.8 Mio 160.000 51.000
LINKE 4.8 Mio 66.000 489
Die Gruenen 17.7 Mio 150.000 18.741

Die Ergebnisse bei den LINKEN sind leicht verfälscht da hier erst von PDS auf Linkspartei gewechselt wurde. So finden sich zum Thema PDS 17.1 Millionen Ergebnisse.

Betrachtet man sich die Backlink-Strukturen sollten die Seiten eigentlich in der Lage sein, bei passenden Themen vorn mitzuspielen. Das das nicht funktioniert kann daher an sich nur auf den Seiten selbst begründet liegen.

3. Onsite Faktoren auf den Parteiseiten

Bei der Betrachtung der Seiten der Parteien (jeweils die Bundespartei-Seiten) hatte ich das Gefühl, dass hier bei der Umsetzung nie ein SEO-Experte mit zu Rate gezogen wurde.

So findet sich beispielsweise auf keiner der Parteienseiten eine gezielte Steuerung der Linkpowerverteilung per Sculpting oder gezielter interner Verlinkung. Es geht sogar eher der Trend zu AJAX-gestützen Inhalten, was aus SEO-Sicht natürlich immer schwierig ist, da die Inhalte so nicht über eigene URLs aufzurufen sind. Die News und Politikbereiche werden auf den Seiten nur sehr wenig unterstützt, kein Wunder also, dass die externe Auffindbarkeit von Seiten aus diesen Bereichen nur sehr gering ist.

CDU und CSU arbeiten recht gut mit den Metaangaben Description und Keywords, was allerdings wohl mehr an der Qualität des eingesetzten Systems liegt.

Die FDP verwendet für alle Seiten die gleichen Metaangaben, Die Linke verwendet ebenfalls statische Keywords, eine Description wurde gleich ganz weggelassen. Die Grünen haben ihren Quelltext auf 3 Zeilen komprimiert (die dafür entsprechend lang sind), Metaangaben für Description und Keywords gibt es hier nicht.

Ein interessante Varianten für diese Angaben hat die SPD gewählt:

<meta name=“keywords“ lang=“de“ content=“ergänzen“ >

<meta name=“description“ content=“ergänzen“ >

<meta name=“page-topic“ content=“ergänzen“ >

Die Angaben werden zwar ergänzt wenn man Inhalte anwählt, aber auch nur wenn man die neue Startseite verlässt und die alternative Version (ohne AJAX) nutzt.

4. Fazit

Im Bereich Suchmaschinenoptimierung scheint derzeit keine der Parteien wirklich für den Wahlkampf 2009 im Internet gerüstet. Die eigenen Inhalte sind über die Parteienseiten nur schwer auffindbar und von außen kaum zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich warum neue Medienportale für die Verbreitung der Konzepte gesucht werden. Allerdings könnte man sich einen Menge Arbeit in diesem Bereich sparen in dem man die eigenen Seiten besser positioniert, anstatt die eigenen Inhalte auf fremde Seite auszulagern.

2 Kommentare zu "Parteien und SEO im Wahljahr 2009"

  1. Stellt sich noch die Frage: welcher SEO würde sich von einer Partei vereinnahmen lassen?

  2. Gerade bei den Agenturen würde ich schätzen, dass ein derartiger Auftrag wie jeder andere auch abgearbeitet würde. Von Parteien wie der NPD vielleicht mal angesehen 🙂

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